Spezialisierung in der Chirurgie
Alle 10 Jahre findet eine Spezialisierung innerhalb der Chirurgie statt. Begonnen hat es vor fast 100 Jahren, als sich aus der Chirurgie die ersten verschiedenen Fachrichtungen abspalteten. Die Urologie, die Gynäkologie, die Orthopädie, die Traumatologie und die Allgemeinchirurgie.
Aus den Chirurgen, die alles machen wie Knochenbrüche reparieren, Unfälle, Routine Baucheingriffe sowie Krebschirurgie wurden im Laufe der Jahre verschiedene Spezialisten für die unterschiedlichen Fachrichtungen. In den 1970er Jahren kam es dann zu einer weiteren Spezialisierung: die Herzchirurgie, Gefässchirurgie und Thoraxchirurgie entwickelten sich. In den 1980er Jahren nannte man dann die Chirurgie der Bauchorgane die Viszeralchirurgie.
Auch innerhalb der Viszeralchirurgie kam es zu einer weiteren Spezialisierung, in die Upper-GI oder Foregut Chirurgie (Oberbauchorgane wie Speiseröhre und Magen), die hepatobiliäre Chirurgie (Leber, Galle, Bauchspeicheldrüse) und die kolorektale Chirurgie (Dickdarm, Enddarm).
Durch die laparoskopische Chirurgie in den 1990er Jahren wurde auch die Übergewichtschirurgie immer mehr verbreitet. Innerhalb der Oberbauchchirurgie entwickelte sich die Bariatrische Chirurgie zu einer eigenen Fachrichtung. In den USA gibt es für Chirurgen verschiedene Spezialausbildungen, welche „fellowships“ genannt werden. Diese Ausbildungen im Spezialfach dauern in der Regel 1-2 Jahre.
Prof. Dr. Zehetner von der swiss1chirurgie Praxis in Bern ist der einzige Chirurg in der Schweiz, welcher zwei solcher „fellowships“ in seiner Ausbildung hatte und diese an der University of Southern California (USC) in Los Angeles absolvierte. Eines ist im Fachgebiet der Thoracic Foregut Surgery, also die Oberbauchchirurgie inklusive der Organe im Brustkorb, wie der Speiseröhre; ein weiteres ein „fellowship“ in der Übergewichtschirurgie. Dieses ist von der ASMBS anerkannt (ASMBS= American Society for Metabolic and Bariatric Surgery).
Jedes Jahr organisiert die ASMBS den grössten Bariatrie Kongress der Welt. Der nächste ist im November 2019 in Las Vegas, USA. Während oft chirurgische und medizinische Kongresse getrennt sind, wird dieser organisiert als „Obesity Week“, in Kombination also mit Internisten, Endokrinologen, Psychologen und Ernährungsberatern. Somit werden hier fachübergreifende Forschungen präsentiert und Wissen ausgetauscht in dieser schlussendlich doch noch jungen Fachrichtung.
Immer noch wissen wir nicht genug über die Ursachen des Übergewichts, noch haben wir die ideale medikamentöse Therapie nicht gefunden, welche das Problem auf einen Schlag löst. Auch die chirurgischen Therapien und ihre Lösungsansätze verpflichten den Patienten und den nachbetreuenden Arzt zu einer lebenslangen Zusammenarbeit.
Im Zentrum für bariatrische Chirurgie ist eine solche interdisziplinäre Zusammenarbeit Alltag. Hier arbeiten Internisten, Chirurgen, Psychologen und Ernährungsberater zusammen an einem Spezialgebiet, der Bariatrie.